Action Bias – Conversion Rate Optimierung

Action Bias

Warum Menschen lieber handeln als stillzustehen und wie du diesen Effekt für deine Conversion Rate nutzt

Action Bias: In der Welt des Neuromarketings und der Conversion-Rate-Optimierung spielen psychologische Prinzipien eine entscheidende Rolle. Ein besonders wirksames Verhaltensmuster ist der sogenannte Action Bias. Das Prinzip des „Abwartens“ beschreibt die Neigung des Menschen, in ungewissen oder komplexen Situationen aktiv zu werden, obwohl es vernünftiger ist, erst einmal abzuwarten. Doch was genau ist die Funktionsweise dieses Bias? Warum tritt er auf und wie kann man ihn zur Steigerung der Conversion Rate nutzen?

Was ist der Action Bias?

Der Action Bias ist ein kognitives Phänomen, das Menschen dazu bringt, eine Handlung zu bevorzugen, anstatt passiv zu bleiben. Selbst dann, wenn Inaktivität die bessere Wahl wäre. Er tritt vor allem in Situationen auf, in denen Unsicherheit herrscht oder Druck ausgeübt wird. Dieser Impuls basiert auf dem Gefühl, durch Aktivität die Kontrolle über die Situation zu erlangen und möglichen negativen Konsequenzen besser begegnen zu können.

Ein klassisches Beispiel stammt aus dem Sport. Torhüter neigen dazu, bei Elfmetern nach links oder rechts zu springen. Obwohl Studien zeigen, dass ein Verharren in der Mitte (Nichthandeln) oft die bessere Erfolgsstrategie wäre. Der Grund für dieses impulsive Handeln ist der psychologische Druck, etwas tun zu müssen. Auch wenn es die Erfolgswahrscheinlichkeit nicht erhöht.

Psychologische Grundlagen

Warum fühlen wir uns so zum Handeln gedrängt? Dafür gibt es im Neuromarketing verschiedene psychologische Erklärungen:

  • Kontrollillusion: Menschen haben das Bedürfnis, Kontrolle auszuüben, insbesondere in unsicheren Situationen. Durch Aktivität fühlt man sich eher in der Lage, das Ergebnis zu beeinflussen, auch wenn dies objektiv nicht der Fall ist.
  • Schuldvermeidung: Wer handelt, kann die Verantwortung auf äußere Umstände oder Unvorhersehbarkeiten abwälzen. Während Untätigkeit oft als persönliches Fehlverhalten interpretiert wird. Die Angst, durch Untätigkeit Fehler zu begehen, fördert das Handeln.
  • Soziale Erwartungen: In vielen Kulturen gilt Aktivität als positiv und Nichtstun als Schwäche. Wer handelt, zeigt Initiative und wird oft belohnt, auch wenn es nicht immer zum Erfolg führt.
  • Kognitive Entlastung: Das Gefühl, durch Handeln das Richtige zu tun, reduziert psychischen Stress. Auch wenn die Handlung nicht optimal ist, fühlt sich der Handelnde besser, weil er „etwas versucht hat“.

Action Bias im E-Commerce und der Conversion Optimierung

Das Verständnis dieses Bias eröffnet wertvolle Möglichkeiten für die Optimierung von Websites und Verkaufsprozessen. Denn wenn Kunden eher zum Handeln neigen, sollte dies auf einer Website gezielt genutzt werden, um sie zur gewünschten Interaktion zu motivieren. Hier einige konkrete Ansätze zur Nutzung des Action Bias für die Conversion Rate Optimierung.

Eindeutige Call-to-Actions (CTAs)

Der Schlüssel zur Aktivierung des Action Bias liegt in klaren, sichtbaren und handlungsorientierten Aufforderungen. Buttons wie „Jetzt informieren“, „Angebot sichern“ oder „Sofort loslegen“ lösen den Handlungsimpuls aus. Und sie geben dem Nutzer das Gefühl, die Kontrolle zu übernehmen.

Zeitliche Dringlichkeit erzeugen

Nutzer, die auf einer Website zu einer Handlung aufgefordert werden, reagieren stark auf das Gefühl der Dringlichkeit. Zeitlich limitierte Angebote („Nur noch heute!“) oder Countdown-Timer aktivieren den Action Bias und drängen die Besucher dazu, schneller zu handeln, um keine Gelegenheit zu verpassen.

Visuelle Hinweise auf Aktivität

Der Einsatz von Elementen, die auf Aktivität hinweisen, wie animierte Buttons, sich bewegende Fortschrittsbalken oder Erfolgsmeldungen anderer Nutzer („Peter hat gerade eine Versicherung abgeschlossen!“), erhöht den Druck auf den Nutzer, ebenfalls aktiv zu werden. Soziale Bestätigung in Echtzeit („So viele andere handeln, also sollte ich es auch tun“) ist ein starker Auslöser für Action Bias.

Niedrigschwellige Einstiegsaktionen

Ein weiteres effektives Mittel zur Nutzung des „Action Bias“ ist das Anbieten kleiner, einfacher Aktionen, die die Nutzer durchführen können, ohne sich sofort zu verpflichten. Beispiele hierfür sind die Eingabe einer E-Mail-Adresse für einen kostenlosen Testzugang oder die Angabe einer Postleitzahl für ein erstes Angebot. Hat der Nutzer die erste Aktion durchgeführt, fällt es ihm leichter, weitere Schritte zu unternehmen.

Automatisierte Prozesse anbieten

Eine sehr erfolgreiche Methode zur Förderung des „Action Bias“ besteht darin, dem Nutzer zu suggerieren, dass er durch eine einfache Handlung einen großen Nutzen erzielen kann. Ein gutes Beispiel hierfür sind automatisierte Angebotsvergleiche. Man bietet eine Funktion an, bei der der Nutzer nur wenige Daten eingeben muss (z.B. bei Versicherungen, Kreditvergleichen oder Reisebuchungen) und automatisch eine Liste der besten Optionen erhält. Dies reduziert den kognitiven Aufwand deutlich. Zudem gibt dem Nutzer das Gefühl, eine fundierte Entscheidung treffen zu können, ohne viel Zeit investieren zu müssen. 

Fallstricke beim Einsatz des Action Bias

Auch wenn der Action Bias ein effektives Werkzeug zur Conversion Optimierung ist, gibt es einige potentielle Gefahren. Übermäßiger Druck kann kontraproduktiv sein und Kunden abschrecken, wenn sie das Gefühl haben, manipuliert zu werden. Der Einsatz von Dringlichkeit und Call to Action muss daher immer ausgewogen sein und mit einem echten Mehrwert einhergehen.

Darüber hinaus ist es wichtig, den User auch nach der ersten Aktion weiter zu begleiten und zu unterstützen. Wird der Nutzer durch den Action Bias nur zu einem ersten Schritt animiert, bleibt dann aber im weiteren Prozess „hängen“, geht die gewünschte Conversion verloren.

Fazit: Der Action Bias als Hebel für die Conversion Rate

Der Action Bias ist ein starker psychologischer Hebel, um Nutzer zu motivieren, die nächste Aktion auf der Website durchzuführen. Ob durch klare Handlungsaufforderungen, das Schaffen von Dringlichkeit oder das Anbieten niedrigschwelliger Aktionen. Ist der Handlungsdrang richtig adressiert, führt dies zu einer signifikanten Steigerung der Konversionsrate. Wichtig ist jedoch, dass sich der Einsatz dieser Mechanismen immer in einem ethischen Rahmen bewegt und den Nutzer nicht überfordert oder manipuliert. Der Schlüssel liegt darin, Entscheidungen zu erleichtern, ohne unnötigen Druck auszuüben.

Wer die Prinzipien des Action Bias geschickt einsetzt, kann seine Nutzer mit weniger kognitivem Aufwand zum Handeln motivieren und gleichzeitig Vertrauen und Zufriedenheit steigern.

Nach oben scrollen