Portraitfotografie Tipps: Ein Porträt ist nicht nur auf ein Gesicht reduziert. Es kann den ganzen Körper, ein Brustbild oder sogar nur eine Gesichtshälfte zeigen. Wichtig ist nur, dass es das Wesen eines Menschen zeigt oder ihn in seiner Umgebung darstellt.
Personen zu fotografieren, gilt als besonders anspruchsvoll und herausfordernd. Aber um gute Porträtfotos zu machen, benötigt man nicht zwangsläufig das beste und teuerste Foto-Equipment. Weder Studioblitzanlagen noch eine exquisite Objektivsammlung oder hohe Megapixel garantieren schönere Ergebnisse. Letztendlich gleicht ein geschultes Auge so manches billige Objektiv aus. Und auch die digitale Nachbearbeitung vollbringt keine Wunder, wenn das Rohmaterial bereits schwach ist. Beispielsweise bevorzugen viele Fotografen natürliches Sonnenlicht. Statt also ein aufwendiges Blitzsystem aufzubauen, öffne lieber die Vorhänge.
Welche Kamera für Portrait-Fotografie?
Eine teure Highend-Kamera sorgt ebenso wenig für Spitzenfotos wie ein Dachshaarpinsel zu meisterhaften Gemälden. Allerdings kommen einige Ausstattungsmerkmale dem Fotografen entgegen.
Bei Porträts ist oft eine geringe Schärfentiefe erwünscht. Das bedeutet, dass etwa nur der Bereich von der Nasenspitze bis zum Ohr scharf abgebildet wird, der Vorder-und Hintergrund dagegen in Unschärfe verschwimmt. Schließlich sollen die Gesichtszüge eines Menschen den Betrachter beeindrucken, und nicht die bunte Tapete im Hintergrund.
Eine große Schärfentiefe wird neben der Entfernung vom Objekt durch zwei Faktoren erreicht: eine weit geöffnete Blende und ein großer Abbildungsmaßstab. Nun ist es bei kompakten Digitalkameras so, dass sie oft kleine Bildsensoren eingebaut haben, was zwangsläufig einen ebenso kleinen Abbildungsmaßstab nach sich zieht. Nicht einmal eine Blendenvorgabe von beispielsweise f2,0 reicht aus, um dies auszugleichen – der Hintergrund drängt sich immer allzu deutlich ins Bild.
Letzten Endes hilft nur ein ausreichend großer Sensor. Er ist bereits bei preiswerten Bridge-Kameras zu finden, die zwischen den kompakten und den Spiegelreflexmodellen stehen. Und mit DSLR-Sensoren, die oft das Format APS-C besitzen, hat man nochmals erweiterte Möglichkeiten.
Portraitfotografie Tipp: Bildaufbau gemäß der Drittelregel
Der bekannteste Grundsatz in der Fotografie, die Drittelregel, sorgt auch bei Porträts zu besseren Ergebnissen. Dazu wird das Hauptmotiv an einem der Schnittpunkte der Drittellinien platziert. Dadurch wirkt der Bildaufbau besonders harmonisch, der Blick wird auf das Model gelenkt.
Mit der Perspektive spielen und Regeln brechen
Porträts werden normalerweise auf etwa gleicher Augenhöhe aufgenommen. Diese klassische Perspektive kann aber schnell langweilig wirken. Aus diesem Grund muss man manchmal die Regeln bewusst brechen und die Kamera aus verschiedenen Blickwinkeln auf das Model richten. Fotografiert man beispielsweise von oben nach unten, verleiht das der Aufnahme eine andere Dynamik. Von unten nach oben zu fotografieren wirkt in der Regel dagegen eher unschön, weil durch den Blick nach unten zur Kamera das Model ein Doppelkinn bekommen kann.
Gute Objektive für Portraits
Als Besitzer einer Kompaktkamera muss man mit dem auskommen, was die Kamera bietet. Wer dagegen Wechselobjektive einsetzen kann, stößt bezüglich Abbildungsqualität an keine Grenzen.
Eine beliebte Porträtbrennweite liegt um 100 Millimeter. Erstens ist sie lang genug, um den Hintergrund einer Person selbst bei geringer Entfernung verschwimmen lassen. Zweitens rückt man einem Model nicht allzu sehr auf die Pelle, was für unverkrampfte Fotos sehr nützlich ist. Drittens liegt sie zwischen den Extremen eines Weitwinkel-oder Teleobjektivs, die zu Randverzerrungen neigen.
Die Millimeterangaben für Brennweiten gelten fürs Kleinbildformat. Bei Digitalkameras muss man beachten, dass sie kleinere Aufnahmeformate aufweisen. Damit ändern sich abhängige Variablen wie Bildwinkel und Brennweitenangabe. Beispielsweise entsprechen 67 Millimeter eines Modells mit APS-C-großem Bildsensor 100 Millimeter bei einer Kleinbildkamera.
Der so genannte Verlängerungsfaktor ist hier 1,5, da der Sensor nur halb so groß ist. Mit diesen Brennweiten-Einstellungen nimmt man in beiden Fällen den selben Bildausschnitt auf. Nur wird die Schärfentiefe bei dem APS-C-Modell größer sein, was eine größere Blendenöffnung kompensieren muss.
Portraitfotografie Tipp: Festbrennweite verwenden
Festbrennweiten sind nicht nur besonders lichtstark, ein weitere Vorteil ist, dass keine Verzeichnungen entstehen. Daher sind Festbrennweiten mit 35, 50 oder 8o Millimetern ideal für Porträtaufnahmen. Durch den festen Blendenwert von f/1.4 oder f/1.8 wird das Model perfekt freigestellt, der Hintergrund bleibt unscharf mit einem schönen Bokeh.
Natürliches Licht bei Portrait-Fotografie nutzen
Grundsätzlich ist für ein gelungenes Porträt nur die Sonne als Lichtquelle nötig. Je nach Tageszeit und Wetter schenkt sie ein warmes, kaltes, hartes, mildes, flaches oder konturierendes Licht. Und selbst im Winter blinzelt sie durchs Fenster und eröffnet mannigfaltige Arten der Ausleuchtung. Eine Dachluke etwa wirft interessante Sonnenstrahlen von oben. Und falls ein Zimmer mehrere Fenster besitzt, leuchten sie ein Gesicht gleichmäßig von allen Seiten aus.
Unter Fotografen gelten Morgen-und Abendsonne als besonders vorteilhafte Beleuchtung. Dann steht die Sonne tief und lässt Nase und Stirn wenig Schatten werfen. Als weiterer Vorzug taucht eine tief stehende Sonne das Gesicht in ein mildes Licht, das der Haut schmeichelt. In den Mittagstunden wirkt man unschönen Schatten nur mit Reflektoren oder einem Aufhellblitz entgegen.
Dieses naturgegebene Studio lässt sich mit einigen Tricks intensiv ausnutzen. Beispielsweise hält es einige natürliche Reflektoren bereit, zu denen man die Personen dirigieren kann. Eine Regentonne ebenso wie ein See vertreiben die Schatten, die eine hochstehende Sonne in die Augenhöhlen wirft. Hilfreich ist auch eine gekalkte Wand, falls eine Gesichtshälfte zu dunkel ist. Wenn eine Person parallel zu ihr steht, wird die eine Wange zumindest etwas heller.
Um die Gesichtszüge zu glätten, bieten sich ebenfalls einige Utensilien an, die in fast jedem Haushalt vorhanden sind. Bei ausreichender Helligkeit streut ein weißer Sonnenschirm das Licht sehr schön. Als Diffusoren sind auch Markisen, Gaze-Vorhänge oder Leintücher einsetzbar.
Sehr nützlich sind auch Reflektoren, die es in unterschiedlichen Größen und Farben gibt. Gold ergibt einen schönen warmen Hautton, Silber lässt ihn dagegen kühler erscheinen. Dazwischen gibt es noch die beliebte Variante Zebra, die gold-silbrig gestreift ist. Die kleinen Stoffteile sind äußerst praktisch. Sie bringen Licht in den letzten Winkel, und manche lassen sich einfach zusammenknüllen und in die Hosentasche stecken. Als eine günstige Alternative zu Reflektoren eignen sich zum Beispiel Styroporplatten.
Einziger Nachteil: Man benötigt jemanden oder etwas, um sie zu halten. Einen menschlichen Helfer zu haben ist natürlich sehr angenehm. Falls sich keiner findet, muss der Reflektor auf ein Stativ montiert werden.
Die Studiobeleuchtung bei der Portrait-Fotografie
Der eingebaute Kamerablitz ist eine nahe liegende Lösung, um mangelndes Licht auszugleichen. Doch hat er einige Nachteile. Zuerst einmal ist seine Reichweite begrenzt. Daher kann er nicht den ganzen Körper ausreichend beleuchten, sondern allenfalls bestimmte Regionen. Weiterhin blitzt er aus einem Gesicht alles Leben: Die Haut wirkt blass, alle Umrisse sind ausgebleicht. Und nicht zuletzt entstehen auffallende Schlagschatten an der Wand, falls diese nicht weit genug entfernt ist. Seine Auswirkungen lassen sich etwas abschwächen, indem man ihn mit einem Blitzball oder einer Softbox dämpft.
Mit einer (semi-)professionellen Kamera, die über einen Blitzschuh verfügt, hat man vielfältige Systemblitze wie z.B. Yongnuo YN560 zur Auswahl, die regulierbar sind. Die Blitze lassen sich zumindest nach oben oder unten schwenken, so dass man indirekt über die Decke oder einen Reflektor beleuchten kann. Allerdings legt dann der Blitzstrahl einen längeren Weg zurück, was ihn naturgemäß schwächt. Für gezielte Effekte, und sei es nur für die Aufhellung eines Gesichts, eignet er sich aber allemal. Außerdem hat er einen weiteren bedeutenden Vorteil: Mit seiner Hilfe sind rotgeblitzte Augen vermeidbar. Durch ein seitlich angesetztes Blitzen etwa wird verhindert, dass er die Pupille frontal erwischt und so die Netzhaut rot aufleuchtet.
Künstliches Dauerlicht lässt sich freilich leichter handhaben. Eine preiswerte Alternative zu Studioblitzen sind einfache Baustrahler, die es für wenige Euro in jedem Baumarkt gibt. Sie liefern ein helles Licht, mit dem sich gut arbeiten lässt. Allerdings sind sie nicht ganz pflegeleicht:
Sie geben ein Licht mit starkem Orangestich ab. Dies kann durchaus erwünscht sein, da es Hauttöne wärmer wirken lässt. Wenn dies nicht der Fall ist, muss man es durch einen gezielten Weißabgleich kompensieren. Hochwertige Kameras erlauben hierfür eine manuelle Einstellung. Dabei hält man eine Graukarte vor die Linse, womit die Kamera selbst unter gelblicher Beleuchtung weiß, wie neutrales Grau auszusehen hat. Anhand dieses Bezugspunktes lässt sich dann eine natürliche Farbgebung festmachen.
Ein weiterer Nachteil ist die starke Wärmeentwicklung der Baustrahler. Sie bringt die Models unter Umständen zum Schwitzen, was selten erwünscht ist.
Portraitfoto Tipp: Verschiedene Lichtquellen nutzen
Das richtige Licht ist eines der wichtigsten Portraitfotografie Tipps. Denn die Art des Lichts ist entscheidend für die Wirkung des Porträts. Wer im Freien fotografiert, wird je nach Wetterlage mit unterschiedlichen Lichtbedingungen konfrontiert. Ideal ist das weiche Licht der tief stehenden Sonne in den frühen Morgen- oder Abendstunden, aber auch ein leicht bewölkter Himmel schafft optimale Beleuchtung. Pralles Sonnenlicht dagegen ruft ausgefressene Bildbereiche und störende Schlagschatten her vor. Auch in Innenräumen können anspruchsvolle Porträts mit natürlichem Licht entstehen. Ein Fenster bietet sich als Lichtquelle an, da das Licht gezielt aus einer Richtung und nicht von oben kommt. Augenringe werden dadurch minimiert. Gardinen vor dem Fenster erzeugen ein weiches, softes Licht. Helle Wände reflektieren das Licht zusätzlich und verleihen dem Porträt Strahl kraft. In dunklen Räumen sorgt das einfallende Licht für Dramatik.
Ausleuchtung mittels Faltreflektor
Schatten im Gesicht? Im Studio, aber auch im Freien lässt sich das Motiv mit einem Reflektor einfach aufhellen. Praktisch sind Faltreflektoren mit farblich unterschiedlichen Beschichtungen. Die silberne Oberfläche erzeugt ein kühles Licht, mit der goldenen Seite entsteht ein warmer Farbton.
Welche Kameraeinstellung bei der Portrait-Fotografie?
Wenn es um Portraitfotografie Tipps geht, geht kein Weg vorbei an den richtige Kameraeinstellungen. Kinder wie Erwachsene sind in einer Studioatmosphäre fast nie in der Lage, unverkrampft zu posieren. Daher entsteht manches Lieblingsfoto eher beiläufig. Hat man dagegen etwas mehr Zeit, lassen sich einige Empfehlungen geben:
Der Belichtungsmesser stellt meist die Einstellungen Spot, mittenbetont und integral zur Auswahl. Es ist davon auszugehen, dass die Kamera erstens auf das Gesicht ausgerichtet ist und zweitens dieses als Maßstab für die Belichtung dienen soll. Daher bringt „Spot“ in vielen Fällen die besten Resultate.
Am einfachsten trifft man die Einstellung mit einer Halbautomatik wie der Blendenvorwahl. Die Kameraelektronik berechnet dann die nötige Verschlusszeit, um das Foto ausreichend zu belichten.
Trotz Halbautomatik sollte man darauf achten, dass die Verschlusszeit 1/125 Sekunden oder kürzer ist. Ansonsten können leichte Bewegungen zur Unschärfe führen.
Vorarbeit und Inszenierung bei der Portrait-Fotografie
Für den Aufbau eines Bildes gibt es letztlich keine Normen, was gut oder schlecht ist. Das Bild funktioniert oder nicht. Allenfalls eine Regel ist hilfreich: Einfach konzipieren, aber konsequent gestalten. Vielleicht findet man eine interessante Umgebung oder einen schönen Hintergrund. In diesem Fall sollte man sich auf diese Idee konzentrieren, mag der Garten außen herum noch so schön sein. Stattdessen ist der einzig wichtige Bildausschnitt das Gesicht. Und mit manuellem Fokussieren setzt man die Schärfeebene exakt auf die Augen, was für jedes Porträt empfehlenswert ist.
Wie die Aufnahme aufgebaut sein soll, wird oft spontan entschieden. Doch hilft ein Skizzenblock, die Wirkung abzuschätzen. Mit wenigen Strichen lassen sich Linien andeuten oder bestimmen, wo helle oder dunkle Regionen liegen sollen. Dann kann man überlegen, wie und mit welchen Mitteln alles umsetzbar ist.
Kommunikation und Interaktion
Nur wenn sich die Person vor der Kamera wohlfühlt, entstehen aussagekräftige Porträts. Deshalb sollte der Fotograf während des Shootings mit dem Model reden und ihm zwischendurch die entstandenen Bilder zeigen. Je vertrauter die Atmosphäre und entspannter das Model, umso besser die Ergebnisse.