Mit Bildkomposition zum perfekten Foto

OK, das perfekte Foto gibt es natürlich nicht ;-) Aber mit einer guten Bildkomposition werden die Fotos einfach deutlich ästhetischer. Denn wie in vielen anderen Bereichen des Lebens gibt es auch bei der Fotografie einige Grundregeln wie den Goldenen Schnitt oder Leitsätze wie „Vordergrund macht Bild gesund“.

Was bedeutet Bildkomposition in der Fotografie?

Bildkomposition bedeutet einfach gesagt, die Anordnung der verschiedenen Elemente in einer Szene innerhalb des Rahmens. Dabei werden die besonders attraktiv interpretierten Kompositionen bereits seit Hunderten von Jahren in der Kunst verwendet.

Bildkompositionen in der Fotografie – die besten Techniken

Die Wirkung von Fotos hängt auch viel von der Bildkomposition, also dem Bildaufbau, ab. Wenn wir ein Bild betrachten, wird unser Auge von bestimmten Elementen mehr angezogen als von anderen. Gesichter, starke Kontraste oder auch helle Bereiche ziehen uns an, während Linien unseren Blick steuern. Unterstützt die Bildkomposition das Auge dabei, wirkt das Bild stimmiger.

Dabei stammen die gängigsten Bildkompositionen noch von den Malern aus vergangenen Zeiten ab. Mit Einführung der Kamera haben sie sich entsprechend verändert und weiterentwickelt. Fotografen sollten zumindest die klassischen Kompositionsregeln kennen. Denn sie bilden eine notwendige Grundlage für ansehnliche Bilder.

Die ersten Fotografen schauten ihre kompositorischen Gestaltungen noch von allbekannten Gemälden ab. Viele von ihnen waren selbst Kunstmaler, die mit einem neuen Medium experimentierten. Auch beim Malen wurde schon die Perspektive manipuliert (etwa in der Landschaftsmalerei), doch mit der technischen Weiterentwicklung des fotografischen Mediums wurden dann immer mehr Fotografie-typische Varianten der perspektivischen Verzerrung, Dehnung oder Verdichtung geprägt.

Bildkomposition: Die Drittel-Regel

Die wohl bekannteste und auch einfachste Gestaltung in der Fotografie ist die sogenannte Dritte-Regel und ist vom Goldenen Schnitt abgeleitet. Die Drittelregel ist eine Vereinfachung des Goldenen Schnitts, dabei deutlich leichter zu merken und in der Praxis genauso wirkungsvoll.

Dabei wird das Bild waagerecht und senkrecht in je drei Abschnitte unterteilt. Durch die 4 Linien entstehen 9 Blöcke. Das Drittel-Gesetz besagt, dass die vier Punkte, an denen sich die Linien kreuzen, die stärksten Punkte sind. Dort sollten auch die wichtigsten Elemente (z.B. das Hauptelement an einem der Schnittpunkte oder entlang der Linien) im Bild platziert werden. Die Drittel-Regel lässt Bilder harmonischer und interessanter wirken.

Die Drittel-Regel ist eines meiner favorisierten Bildkompositionen für die Landschaftsgestaltung. Sie bietet Anfängern einen guten Einstieg in die Bildkomposition und ist eine einfache Möglichkeit, die wichtigsten Elemente im Bild anzuordnen (z. B. dein Hauptmotiv, den Horizont und andere unterstützende Elemente).

Die Drittel-Regel ist eine hilfreiche Technik. Aber entgegen ihrem Namen ist sie keine Regel bzw. Vorschrift für die Landschaftsfotografie. Vielmehr ist sie ein Leitfaden, an den du dich also nicht immer halten musst. Wende sie an, wenn sie funktioniert, und breche sie, wenn sie nicht funktioniert.

Bildkomposition: Der Goldene Schnitt

Der Goldene Schnitt war im 19. Jahrhundert, wahrscheinlich sogar noch früher, ein feste Regel für ästhetische Kunstwerke. Genau wie bei der einfachen Variante wird auch hier das Bild gedanklich horizontal und vertikal in drei Bereiche aufgeteilt. Diesmal sind die Linien jedoch weiter in der Mitte als bei der Drittelregel – genauer gesagt bei 38,2% und 61,8%. Dadurch entstehen in den Ecken gleich große Rechtecke, während die in der Mitte deutlich kleiner sind. Auf diesen Linien und Schnittpunkte werden ähnlich wie bei der Drittelregel also die wichtigen Elemente platziert.

Diese Aufteilung mit ihren Verhältnissen kommt auch oft in der Natur vor (z.B. die harmonische Anordnung von Blättern und Blüten vieler Pflanzen), ist also dem menschlichen Gehirn vertraut. Dadurch wirkt das Ganze besonders ästhetisch und harmonisch.

Orientiere dich beim Fotografieren an der einfacheren Drittel-Regel und verschiebe die Linien etwas in die Bildmitte. Die Maße genau mit der Kamera einzuhalten ist, vor allem für Nicht-Profis, sehr schwierig. Dank Lightroom und Photoshop kann der Bildausschnitt aber ohne viel Aufwand in der Nachbearbeitung optimiert werden. Die Bildkompositionen Drittelregel und Goldener Schnitt wirken auf dem ersten Blick sich sehr ähnlich. Wobei Goldene Schnitt Harmonie und Ruhe besser rüber bringt, während die Drittelregel für Spannung und Aufmerksamkeit steht.

Bildkomposition: Die Goldene Spirale (Fibonacci-Spirale)

Die „göttliche Proportion“ ist eng verwandt mit dem Goldenen Schnitt und damit auch der Drittelregel. Die Bildkomposition ist an die Fibonacci-Zahlenfolgen angelehnt und wird deswegen auch die Fibonacci-Spirale genannt. Die Formel ist einfach: die nächsthöhere Zahl ergibt sich immer aus der Summe der beiden vorhergehenden Zahlen:

2 + 3 = 5; 3 + 5 = 8; 5 + 8 = 13; usw.

So ergibt sich daraus die Fibonacci-Zahlenfolge: 2 ,3 ,5 ,8 ,13 ,21 ,34, 55 usw.

Die Fibonacci-Spirale passt auf beachtlich viele Fotos – sogar dann, wenn man beim Fotografieren gar nicht daran gedacht hat. Tatsächlich findet man diese Form sehr oft in der Natur:  ob Schneckenhäuser, Blüten, oder Meereswellen… sogar bis hin zu Galaxien im Weltall. Nicht verwunderlich also, dass entsprechend aufgebaute Fotos anziehend auf uns wirken. Beim Fotografieren ein Bild exakt so aufzubauen, ist natürlich kaum möglich. Doch über den Aufbau der Spirale mal nachzudenken, kann sich positiv auswirken. Ein Bild fesselt gerade dann den Betrachter, wenn es deren großen Bogen aufnimmt, wodurch das Auge wunderbar durchs Bild geführt wird.

Bildkomposition: Diagonale Linien bzw. Diagonalmethode

Diese Bildkomposition wurde vom Fotografen und Fotolehrer Edwin Westhoff erfunden. Sie besagt, dass alle wichtigen Elemente eines Bildes entlang einer oder mehrere imaginären diagonalen Linien platziert sind. Dabei stehen die Linien in einem Winkel von 45 ° zueinander. Durch die Diagonalen entsteht besonders viel Spannung und Dynamik im Bild. Die Linien sollten idealerweise das Auge des Betrachters auf die wichtigen Elemente leiten.

Wenn sich das Hauptmotiv in einem Bild in eine bestimmte Richtung fortbewegt, folgen wir dieser Richtung instinktiv. Wenn das Bild dort einfach abrupt endet, wird unsere Neugier nicht befriedigt und das Bild wirkt langweilig. Ein sich bewegendes Objekt sollte immer in seiner Bewegungsrichtung genug Platz haben, damit das Bild spannend wirkt. Der Bereich hinter dem bewegten Objekt wird auch als „toter Raum“ bezeichnet.

Bildkomposition: Natürliche Rahmen

Vielen Fotos fehlt eine sinnvolle Begrenzung, insbesondere, wenn z.B. viel leerer Himmel im Bild ist. In solchen Fällen bieten sich sogenannte natürliche Rahmen an – das können beispielsweise Zweige sein, aber auch Türen und Bögen oder ein Fenster, ein Spiegel, eine Autotür usw.

So wird das Auge quasi daran gehindert, aus dem Foto zu wandern. Infolgedessen bekommt das Bild eine deutlich stärkere Wirkung: Es ist als würde der Hauptfokus unterstrichen. Dass der Rahmen auch scharf abgebildet wird, ist nicht zwingend – es kann durchaus sein, dass er sonst zu stark vom Hauptmotiv ablenken würde. Es sei denn, der Rahmen ist selbst ein wichtiger Teil des eigentlichen Motivs – dann sollte man mit einer Geschlossenen Blende auch im Vordergrund für genügend Schärfe sorgen.

Bildkomposition Fotografie: Elemente im Vordergrund für mehr Tiefe

Nutze den Vordergrund, um Tiefe zu erzeugen: Die meisten Landschaftsfotos, selbst die eher mittelmäßigen, enthalten einen interessanten Hintergrund (z. B. einen entfernten Berg, einen dramatischen Sonnenuntergang oder ein Haus auf einer Klippe). Aber wenn du mit deinen Landschaftsfotos wirklich beeindrucken willst, solltest du den Vordergrund mit einbeziehen. Diese Technik ist ein bei vielen Landschaftsfotografen ein sehr beliebtes Mittel. Auf Instagram oder 500px findest du Tausende von atemberaubenden Landschaftsaufnahmen, die diese Kompositionstechnik einsetzen.

Und warum ist diese Technik so beliebt? Sie erzeugt die Illusion von Tiefe in einer Szene. Beispielsweise kann ein Foto von einem weit entfernten Berg schön aussehen, aber es wirkt oft flach und eindimensional. Aber wenn du ein paar Blumen oder Gräser in der Nähe vor die Kameralinse platzierst, bekommt die ganze Komposition sofort mehr Tiefe. Der Betrachter konzentriert sich zuerst auf das Gras im Vordergrund, dann auf den Mittelgrund und schließlich auf den beeindruckenden Berg im Hintergrund.

Bildkomposition: Führende Linien

Verwende Führungslinien, um den Betrachter in die Szene zu ziehen. Führende Linien ziehen den Betrachter in die Szene hinein. Sie beginnen in der Regel im Vordergrund des Bildes und bewegen sich dann immer weiter zurück… bis sie ein entferntes Motiv erreichen.

Man kann übrigens aus so ziemlich allem eine Führungslinie machen. Am besten schaust du dir einige deiner Lieblingslandschaftsfotos an und schaust, wie darin Führungslinien eingesetzt werden. Dabei wirst du alle möglichen kreativen Kompositionen mit Linien aus Straßen, Flüssen, umgestürzten Bäumen, Muster im Boden und vielem mehr finden.

Komposition Fotografie: Negativer Raum

Minimalistische Landschaftskompositionen durch den Einsatz von negativem Raum – das ist heutzutage der letzte Schrei. Und so funktioniert’s:

Erstens: Suche dir ein Motiv mit viel negativem Raum. Negativer Raum bezieht sich dabei auf „leere“ Bereiche in der Komposition – z. B. ein langer blauer Himmel, eine grüne Wiese, ein glatter, karger Strand usw.

Zweitens: Finde ein kleines, isoliertes Motiv, z. B. einen Baum auf einem Feld, einen Felsen auf einer flachen Landschaft oder vielleicht sogar eine alleinstehende Person.

Drittens: Platziere das Motiv so, dass es sich in einem kleinen Bildausschnitt befindet und viel von negativem Raum umgeben ist. In diesem Fall bietet es sich oft an, die Drittelregel zu brechen! Anstatt dein Motiv an einem der Schnittpunkte der Drittelregel zu platzieren, stellst du es näher an den Bildrand, um die Leere zu betonen.

Die Bildkomposition in Lightroom perfektionieren

Natürlich muss man versuchen, den Bildaufbau bereits bei der Aufnahme nach den Regeln der wichtigsten Bildkompositionen zu gestalten. Die genauen Verhältnisse einzuhalten ist, vor allem für Nicht-Profis, nicht immer möglich. Aber mit der Nachbearbeitung in Lightroom lassen sich die Bildausschnitte perfektionieren und die Bildwirkung deutlich verbessern. Dafür brauchst du nur das Crop-Tool und die O-Taste deiner Tastatur!

Einfach in den Entwickeln-Modus von Lightroom gehen, das Bild aussuchen und mit der R-Taste das Freistellen-Werkzeug aktivieren. Mit der O-Taste lasse sich nun die verschiedenen Bildausschnitte durchschalten. Es gibt insgesamt 7 Bildaufteilungen, wobei ich persönlich in der Regel nur 4 davon nutze.

Die Drittel-Regel in Lightroom

Wahrscheinlich die am häufigsten genutzte Kompositionstechnik. Sie ist nicht nur als Standard in Lightroom eingestellt, sondern auch bei vielen Kameras im Liew-View-Modus implementiert.

Der Goldene Schnitt in Lightroom

Etwa schwieriger bei der Umsetzung mit der Kamera als die Drittelregel, aber sehr einfach mit Lightroom.

Die Goldene Spirale in Lightroom

Dieser Bildaufbau ist vielleicht die spannendste von allen. Mit der Tastenkombination Shift + O kann die goldene Spirale auch umgedreht werden.

Bildkomposition: Diagonale Linien in Lightroom

Bei dieser Bildkomposition laufen mehrere 45-Grad-Linien von den Ecken an und vermitteln eine besondere Dynamik.

Die gleichen Freistellungs-Optionen gibt es auch in Photoshop. Hier „Diagonal“

In Lightroom und Photoshop hat man die einfache Möglichkeit, per Klick die unterschiedlichen Bildausschnitte anzuwenden. Einfach mal ausprobieren und gerne auch ältere Bilder mit den Overlays überlagern. Manchmal werden dadurch aus unscheinbaren Bildern echte Hingucker!

Tipp: A-B-Test für Bildkomposition

Einfach mal A-B-Tests machen, um die Wirkung der Kompositionstechniken zu messen. Suche dir ein cooles Bild aus und mache in Lightroom zwei Kopien: einmal das Originalbild ohne Berücksichtigung und einmal unter Anwendung einer Komposition. Lade jetzt beide z.B. bei Instagram hoch (z.B. zur gleichen Uhrzeit an unterschiedlichen Tagen) und warte die Reaktionen ab!

Es gibt noch einige andere Kompositionstechniken in der Fotografie, aber die hier vorgestellten werden am häufigsten verwendet. Diese sind erst einmal Hilfsmittel, um ein Bild harmonisch wirken zu lassen. Denn in der Fotografie gilt auch: es gibt keine Regel, die man nicht brechen kann! Aber dafür muss man die klassischen Kompositionsregeln kennen und auch bewusst brechen.

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