Einen großen Teil des Lebens verbringt man in Gebäuden. Ob Einfamilienhaus, Plattenbau, Kirche oder Märchenschloss. Die Architektur bietet immer vielfältige Motive, innen wie außen. Aber ansprechende Architekturfotografie kann aufwendig sein. Hier ein paar Tipps für Architekturfotografie, damit du auch mit einer deiner Kamera-Ausrüstung bessere Architekturfotos machen kannst.
Was ist Architekturfotografie?
Architekturfotografie umfasst im weitesten Sinne alle Aufnahmen von Gebäuden, Innenräumen und deren Details wie Treppen, Fenster, Türen und Ornamente. Auch Industrieanlagen, Türme, Brücken und ganze Straßenzüge oder Plätze können als Architekturmotive gelten. Umstritten ist oft, ob auch Brunnen und Denkmäler dazugehören und ob Menschen und Fahrzeuge in einem Architekturbild vorkommen dürfen. Wenn du an einem thematischen Architekturwettbewerb teilnehmen möchtest, lies dir die Ausschreibung genau durch. Mit Fotos von Gebäuden bist du immer auf der sicheren Seite.
Innenansicht – Architekturfotografie beschränkt sich nicht nur auf Außenaufnahmen, schließlich hat jedes Gebäude auch ein Innenleben. Für Bilder von Innenräumen benötigst Du strenggenommen die Erlaubnis des Eigentümers.
Die besten Tipps für gute Architekturbilder
Allgemeine Regeln für Architekturbilder: Panoramafreiheit
Du darfst Gebäude jederzeit von einer öffentlichen Straße aus fotografieren und die Bilder veröffentlichen, solange du bei der Aufnahme keine besonderen Hilfsmittel (außer deiner Fotoausrüstung) verwendest. Es gibt einige Ausnahmen, zum Beispiel militärische Einrichtungen, urheberrechtlich geschützte Gebäude wie das Hundertwasserhaus oder der Eiffelturm bei Nacht oder bestimmte Schlösser. Für kommerzielle Aufnahmen benötigst Du immer die Zustimmung des Eigentümers in Form eines sogenannten Property Release.
Architekturfotografie Tipps: stürzenden Linien vermeiden
Am häufigsten kritisiert man an Architekturbildern, dass Linien, die in der Realität parallel verlaufen, im Foto scheinbar zusammenlaufen und den Eindruck erwecken, als würde das Gebäude nach hinten kippen. Du hast die einige Möglichkeit, diese stürzenden Linien zu vermeiden bzw. zu reduzieren. Dazu brauchst du in der Regel eine teure Spezialausrüstung. Du kannst die stürzenden Linien aber auch überbetonen und als gestalterischen Effekt gezielt nutzen. Faustregel: Ein leichtes Kippen wirkt ungünstiger, je stärker es kippt, desto gewollter wirkt es.
Halte die Kamera möglichst parallel zum Motiv. Wenn du das Objektiv nach oben oder unten neigst, entstehen die unerwünschten stürzenden Linien im Bild. Vor allem in engen Gassen oder bei sehr hohen Gebäuden kannst du das nicht ganz vermeiden. Aber durch die richtige Kameraposition kannst du die Linien zumindest ein wenig beeinflussen.
Architekturfotografie Tipps: Symmetrie in der Architekturfotografie
Um beim Fotografieren von Gebäuden, insbesondere von Innenräumen, ein ansprechendes Ergebnis zu erzielen, ist es wichtig, auf Linien, Formen, Muster und Wege zu achten, die den Blick auf das Bild lenken.
Kirchen (Kirchenfotografie Tipps) sind ein perfektes Beispiel für Symmetrie, da sie oft eine ausgewogene harmonische Form aufweisen. Daher ist es wichtig, bei der Bildkomposition darauf zu achten, dass der Bildausschnitt genau symmetrisch ist. Dazu kann eine Wasserwaage im Blitzschuh oder das Hilfsraster im Live-Modus verwendet werden.
Um eine hohe Schärfentiefe zu erreichen, ist eine kleine Blendenöffnung erforderlich. Sowohl bei klassischen Gebäudeaufnahmen als auch bei interessanten Detailaufnahmen ist das Streben nach Symmetrie sehr beliebt.
Um eine perfekte Symmetrie in deiner Architekturfotografie zu erreichen, kann auch die Drittel-Muster-Funktion (im Display) deiner Kamera sehr hilfreich sein. Es hilft dir, dein Motiv genauso auszurichten, dass es symmetrisch im Bild zentriert ist. So entstehen beeindruckende grafische Bilder.
Vor allem bei Aufnahmen von U-Bahnen, Tunneln, Treppen und ähnlichen Motiven kann Symmetrie besonders reizvoll wirken. Es ist jedoch wichtig, dass du möglichst mittig zum Motiv stehst, um Verzerrungen im Bild zu vermeiden. Selbst eine leichte Verschiebung lässt sich in der Nachbearbeitung nur schwer korrigieren.
Linienführung in der Architekturfotografie gehört zu den wichtigen Architekturfotografie Tipps: Richte die Geraden möglichst parallel zu den Bildrändern aus. Nutze die Hilfslinien auf der Kamera, falls vorhanden. Eine Wasserwaage (Zubehör) kann beim Ausrichten helfen, aber beachte, dass du die Kamera eventuell schräg aufstellen musst, um die Linien im Bild gerade zu halten!
Architekturfotografie Tipps: Architekturfotografie Kameraeinstellungen
In der Architekturfotografie geht es darum, möglichst detailreiche und scharfe Fotos zu machen. Um dies zu erreichen, solltest du den niedrigsten ISO-Wert deiner Kamera verwenden, in der Regel zwischen ISO 100 und ISO 200.
Ein Stativ kann dir beim Fotografieren helfen, da es Verwacklungen bei langen Verschlusszeiten verhindert. Außerdem zwingt es dich, langsamer und bewusster zu fotografieren, was automatisch zu besseren Ergebnissen führt.
Je nachdem, was du fotografieren möchtest, kannst du verschiedene Kameraeinstellungen verwenden. Hier einige Beispiele und ihre Wirkung:
- Mit einer kleinen Blendenzahl bis f/2,8 erreichst du eine geringe Schärfentiefe. Objekte im Vordergrund werden scharf abgebildet, während Objekte im Hintergrund unscharf sind und nicht ablenken.
- Eine große Blendenzahl ab etwa f/8 bewirkt das Gegenteil: Dein Foto wird vom Vordergrund bis zum Hintergrund scharf.
- Eine lange Belichtungszeit ab 1 Sekunde verwischt die Bewegung, z.B. ziehende Wolken oder das Wasser eines Sees, das sich in einem Gebäude spiegelt.
- Eine kurze Verschlusszeit wie 1/500s eignet sich, um Bewegungen einzufrieren, zum Beispiel einen Springbrunnen oder laufende Menschen.
Es gibt unendlich viele Kombinationen von Einstellungen und Brennweiten, mit denen du verschiedene Effekte erzielen kannst. Experimentiere einfach mit unterschiedlichen Einstellungen und bewundere die Ergebnisse.
Architekturfotografie – scharfe Architekturfotos
Arbeite mit einer niedrigen ISO-Einstellung und verwende die Blendenvorwahl (A/Av + hohe Zahl), um die Schärfentiefe zu kontrollieren. Benutze ein Stativ, denn bei starker Abblendung kann die Verschlusszeit bei niedrigem ISO-Wert auch bei gutem Tageslicht zu Verwacklungen führen. Mit einem Stativ kannst du auch den Bildaufbau (Linien) besser kontrollieren. Wenn du unterwegs nicht so viel Zeit hast, bleibt als Alternative nur, den ISO-Wert schrittweise zu erhöhen.
Die Bedeutung des Lichts in der Architekturfotografie
Wetter und Licht: Das verfügbare Licht spielt eine wichtige Rolle bei der Gestaltung eines ansprechenden Gebäudebildes. Ein Gebäude wirkt unter bedecktem Himmel ganz anders als bei strahlendem Sonnenschein. Durch das diffuse Licht wirken Farben blasser und dunkle Bereiche werden aufgehellt. Mit Sonnenschein bekommst Du aber stärkere Kontraste, tiefe Schatten und Farben, die richtig leuchten. Ein weißer, blasser Himmel sieht selten gut aus. Wenn das der Fall ist, kannst Du einen engeren Ausschnitt wählen oder etwas suchen, das Dein Gebäude umrahmt. Zum Beispiel, wenn Du es durch einen Torbogen fotografierst, bekommt das Motiv einen Rahmen.
Schattenspiele auf Fassaden verleihen der Architekturfotografie eine mystische und reizvolle Wirkung. Während an einem sonnigen Tag zur Mittagszeit die Schatten oft nicht sichtbar sind, eignen sich die Morgen- und Abendstunden, in denen die Sonne gerade auf- oder untergeht, besonders gut für die Architekturfotografie.
Im Winter gibt es wegen des niedrigen Sonnenstandes immer Schatten, aber im Sommer sollte man die besten Momente nutzen, um die Atmosphäre in einem angenehmen Rotton einzufangen. Wenn es gelingt, die blaue Stunde einzufangen, entstehen faszinierende Bilder.
Der Himmel spielt in der Architekturfotografie eine entscheidende Rolle und ist auf vielen Bildern zu sehen. Kräftige, weiße Wolken über einem strahlend blauen Himmel bilden den perfekten Hintergrund für Gebäude. Auch bei ungünstigen Wetterbedingungen sollte man nicht zögern, nach draußen zu gehen und der Architekturfotografie freien Lauf zu lassen. Drohende Gewitterwolken können den Aufnahmen das gewisse Etwas verleihen.
Wer sich nachts mit einem Stativ auf die Suche nach den besten Motiven begibt, kann durch Langzeitbelichtungen wunderbare Sternenbänder erzeugen, die beispielsweise über einer Moschee mystisch wirken.
Tipp für Architekturfotografie: Kontraste beachten
Achte auf den Verlauf von Licht und Schatten. Starke Kontraste können eine starke grafische Wirkung haben und sogar zum eigentlichen Motiv werden. Sie können aber auch störend sein, wenn sich eine Licht- und Schattenlinie oder ein Sonnenfleck direkt neben dem gewählten Objekt befindet. Verändern Sie den Bildausschnitt oder versuchen Sie es zu einer anderen Tageszeit. Um ein grafisches Licht-Schatten-Motiv zu erhalten, kannst du die Aufnahme leicht unterbelichten, um den Kontrast und damit die Wirkung zu erhöhen. Belichte so, dass helle Bereiche nicht überstrahlen.
Architektur-Fotografie in Schwarz-Weiß
Architekturfotografie Tipps: Viele Gebäude-Bilder in Farbe wirken normal, aber durch eine Umwandlung in Schwarz-Weiß bekommt man einen völlig neuen Look. Hierbei kann man eine bedrohliche Stimmung erzeugen oder das Bauwerk wirkt plötzlich viel älter. Bei Architekturfotografie eignet sich das Spielen mit dem Kontrast besonders gut, um dunkle Stellen hervorzuheben oder abzumildern.
Architekturfotografie-Tipps: Ausschnitt geschickt wählen
Du musst nicht immer das ganze Gebäude aufs Bild bringen, manchmal reicht der Platz nicht aus. Wechsle zu Detailansichten und kleineren Ausschnitten. Entdecke interessante Spiegelungen in den Fenstern oder spiegelt sich das Gebäude in einem gegenüberliegenden Schaufenster? Gibt es bestimmte Muster in der Fassade, die durch ihre Wiederholung grafisch interessant wirken? Bewege dich, um die beste Aufnahmeposition zu finden. Mach Bilder im Hoch- und Querformat. Vielleicht ist das schmale Hochformat-Panorama die richtige oder unkonventionelle Lösung für ein hohes Motiv.
Architekturfotografie Tipps: Menschen verschwinden lassen
Wenn du ein schönes Gebäude fotografierst, sind oft andere Menschen im Weg. Um diese Menschen aus dem Bild zu bekommen, gibt es einen einfachen Trick: die Langzeitbelichtung. Dazu brauchst du spezielle Objektivfilter, zum Beispiel einen ND-Filter. ND-Filter sind Filter, die weniger Licht in deine Kamera lassen, ähnlich wie eine Sonnenbrille für deine Augen. So kannst du bei starker Sonneneinstrahlung eine längere Belichtungszeit einstellen.
Dazu wählst du einen niedrigen ISO-Wert (z. B. 100-200) und eine große Blendenzahl. Mit einem ND-Filter kannst du nun 30 Sekunden oder länger belichten. Dadurch wird die Bewegung der Personen in der Umgebung unscharf und sie verschwinden allmählich aus dem Bild, je länger du belichtest. Ein Stativ oder eine stabile Unterlage ist jedoch unerlässlich, um Verwacklungen zu vermeiden.
Architekturfotografie Tipps: die richtige Brennweite
Gebäude sind oft so groß, dass man sicherstellen muss, dass man alles oder so viel wie möglich auf das Bild bekommt. Meist ist kein Platz, um aus größerer Entfernung zu fotografieren, also bleibt nur das Weitwinkel. Je kürzer die Brennweite, desto größer ist leider die Verzeichnung. Nicht nur stürzende Linien stören, sondern auch gerade Linien, die sich zum Bildrand hin verziehen. Wenn du die Kamera möglichst gerade hältst, verringerst du das Problem, auch wenn du es nie ganz vermeiden kannst. Am Ende musst du meist am Computer nachbessern.
Architekturfotografie Tipps: Kameraversicherung
Wenn du mit viel Gepäck unterwegs bist, kann es passieren, dass etwas verloren geht. Eine teure Kamera-Ausrüstung ist auch anfälliger für Diebstahl. Überlege, ob es sinnvoll ist, eine Kameraversicherung für deine wertvolle Ausrüstung abzuschließen