Langzeitbelichtung Tipps

Langzeitbelichtung

Langzeitbelichtung – die Faszination der Nachtfotografie zieht viele Fotografen in ihren Bann. Ob die Lichter einer Großstadt, eine karge Moorlandschaft im Mondschein oder eine verfallene Scheune unter sternenklarem Himmel – die Möglichkeiten sind endlos. Aber Vorsicht, Nachtaufnahmen können herausfordernd, frustrierend und zeitraubend sein. Doch wenn du erst einmal den Dreh raus hast und die ersten beeindruckenden Bilder im Kasten sind, willst du gar nicht mehr aufhören. In diesem Artikel geben wir dir ein paar Tipps für tolle Nachtaufnahmen.

Langzeitbelichtung – die Bedeutung des Stativs

Für Aufnahmen, bei denen die Belichtungszeit mehrere Minuten betragen kann, ist ein Stativ unerlässlich. Natürlich kann man die Kamera auf die höchste ISO-Einstellung stellen, die Blende so weit wie möglich öffnen und mit der Kamera in der Hand fotografieren. Aber um dem Bild gerecht zu werden, ist ein Stativ unverzichtbar. Achte besonders auf den Untergrund, auf dem du das Stativ aufstellst.

Nehmen wir als Beispiel ein Strandfoto. Das Stativ wird fest in den Sand gedrückt und eine lange Belichtungszeit gewählt. Achte darauf, dass die Wellen nicht zu nahe an die Ausrüstung kommen. Eine größere Welle und die Stativbeine sind unter Wasser. Das ist nicht schlimm, aber wenn das Wasser in den Sand eindringt, wird der Sand weicher, das Stativ bekommt Schlagseite und die Aufnahme ist ruiniert. Bei der nächsten Aufnahme empfiehlt es sich daher, weiter oberhalb der Küstenlinie zu fotografieren.

ISO niedrig halten bei Langzeitbelichtung

Da das Stativ Verwacklungen verhindert, kannst du die niedrigste ISO-Einstellung deiner Kamera verwenden. Das ist ein großer Vorteil für die Bildqualität. Hohe ISO-Werte erzeugen viel Bildrauschen, können die Schärfe beeinflussen und die Bildqualität insgesamt beeinträchtigen. Viele moderne Kameras liefern auch bei hohen ISO-Werten recht gute Bilder, und es ist möglich, im Bereich von 800-1000 ISO zu arbeiten, wenn es nötig ist. Aber im Allgemeinen gilt: Je niedriger die ISO-Einstellung, desto besser das Ergebnis.

In Raw aufnehmen

Im Raw-Modus kannst du das letzte Pixel an Qualität aus deinem Bild extrahieren und es auf kreative Weise bearbeiten, ohne es zu beschädigen. Du kannst den Weißabgleich ändern, crossentwickeln und beliebig viele Effekte teilen, ohne das ursprüngliche Bild zu verlieren. Es ist eine weitere Methode zur Bewahrung der bestmöglichen Bildqualität.

Langzeitbelichtung – Festbrennweite oder Zoom?

Bei Nachtaufnahmen gibt es viele Lichtquellen wie Straßenlaternen, Scheinwerfer, Mond, beleuchtete Fenster und Leuchtreklamen. Sie alle können unerwünschte Blendenflecken verursachen, die ein ansonsten ausgezeichnetes Foto ruinieren können. Blendenflecken entstehen durch unerwünschtes Licht, das von den optischen Elementen des Objektivs gestreut wird. Zoomobjektive sind davon besonders betroffen, da sie mehr optische Elemente enthalten. Blendenflecken lassen sich am besten mit Festbrennweiten vermeiden. Diese enthalten weniger interne optische Elemente, da sie nur eine feste Brennweite haben. Unabhängig davon, welches Objektiv du verwendest, wird für beide eine Streulichtblende empfohlen. Wenn möglich, solltest du ein Objektiv mit großer Blende verwenden, z. B. f/2,8. Du wirst wahrscheinlich mit kleineren Blenden fotografieren, aber das Bild im Sucher wird mit einem Objektiv mit größerer Blende heller, was dir bei der Bildgestaltung hilft.

Langzeitbelichtung Bulb-Modus

Bei den meisten aktuellen digitalen Spiegelreflexkameras beträgt die längste Verschlusszeit im Normalfall 30 Sekunden. Im Bulb-Modus („B“) kann der Verschluss jedoch wesentlich länger geöffnet bleiben. „Bulb“ bezieht sich hier auf den alten pneumatischen Auslöser in Form eines Blasebalgs aus den Anfängen der Fotografie. Aber du willst nicht fünf Minuten lang mit dem Finger auf den Auslöser drücken. Dein Finger tut weh, die Kamera verwackelt und das Foto ist ruiniert. Wenn du stattdessen einen Fernauslöser verwendest, kannst du den Verschluss so lange offen halten, wie du möchtest.

Testaufnahmen mit hoher ISO

Da viele moderne Kameras sehr hohe ISO-Einstellungen haben, ist es sinnvoll, vor einer langen Belichtung oder Belichtungsreihe die höchste ISO-Einstellung zu wählen, die Aufnahme zu machen und dann die Komposition und die Belichtung genauer zu betrachten. Wenn das Testfoto bei ISO 2000 gelungen ist, wie kann man die gleiche Szene in der gleichen Qualität mit einem niedrigeren ISO-Wert erreichen? Das erfordert einige Berechnungen, ist aber nicht allzu kompliziert, vor allem, wenn man ein Smartphone dabei hat.  Es gibt Programme für iOS und Android, die das berechnen können. Eine beliebte App ist zum Beispiel PhotoPills.

Lichtmalerei

Die Lichtmalerei ist sehr populär geworden und reicht vom einfachen Gebrauch eines Blitzes zur Beleuchtung eines dunklen Vordergrundobjekts bis hin zum Gebrauch von allen möglichen Lichtquellen wie Stroboskope, Wunderkerzen, farbige LED-Lampen und sogar brennende Stahlwolle, die unheimlich viele Funken wirft. Alle erzeugen eine bizarre und abstrakte „Lichtkunst“. Es lohnt sich sicherlich, wenn du deinen Nachtaufnahmen eine neue Dimension verleihen willst.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Nachtfotografie eine spannende und lohnende Disziplin ist, die dir ermöglicht, die Welt in einem ganz neuen Licht zu sehen. Mit den richtigen Techniken und etwas Geduld kannst du beeindruckende Bilder aufnehmen, die die Schönheit der Nacht einfangen. Also, worauf wartest du noch? Pack deine Kamera und dein Stativ ein und begib dich in die Nacht!

Langzeitbelichtung – Werte berechnen

Bei einem ISO-Wert von 2000 zeigt die Kameramessung an, dass für die gewählte Blende eine Verschlusszeit von 5 Sekunden eine gute Belichtung erzeugt. Du musst nun wissen, wie sich die Belichtung verändert, wenn du den ISO-Wert auf 100 reduziert. Dividiere den hohen ISO-Wert durch den niedrigeren ISO-Zielwert (2000/100 = 20) und multipliziere das Ergebnis (20) mit der bei hohem ISO-Wert erhaltenen Verschlusszeit (5 Sekunden). Das Ergebnis ist 100 Sekunden (1,6 Minuten). Es gibt aber auch Apps für iOS und Android, die das für dich ausführen. Expositor ist eine populäre App, die jegliche Kombinationen von EV, ISO, F-Stops und Belichtungszeiten schnell und korrekt berechnet, ohne dass man selbst Berechnungen im Kopf ausführen muss.

Erde, Himmel und Wasser

Nutze diese zu deinem Vorteil. Eine Küstenaufnahme, die mit einer langen Belichtungszeit gemacht wurde, macht aus dem Meer eine wunderschöne Nebeldecke. Sollten ein paar Wolken im Foto sein, werden diese bei einer Belichtungszeit von 30 Sekunden oder mehr streifenförmig erscheinen. Natürlich ist fließender Verkehr nicht zu vergessen, das Lieblingsmotiv in der Langzeitfotografie. Der Schlüssel zu alldem lautet Experimentieren und Spaß dabei haben.

Die Nachtfotografie bietet dir die Möglichkeit, die Welt in einem völlig neuen Licht zu sehen. Mit den richtigen Techniken und etwas Geduld kannst du beeindruckende Bilder aufnehmen, die die Schönheit der Nacht einfangen. Also, worauf wartest du noch? Pack deine Kamera und dein Stativ ein und begib dich in die Nacht!

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