Konzertaufnahmen beeindrucken durch die Lichtstimmungen und die Akteure auf der Bühne. Ob Pop, Jazz oder Heavy-Metal – hier lassen sich bemerkenswerte und stimmungsvolle Aufnahmen erzielen. Allerdings stellt die Konzertfotografie recht hohe Anforderungen an das Equipment und den Fotografen.
Eines gleich vorweg: für die Konzertfotografie ist eine Spiegelreflexkamera die Grundvoraussetzung. Digitale Kompakt- oder Bridgekameras sind zwar praktisch, aber ihr Autofokus ist viel zu langsam für solche Motive. Auch das Bildrauschen in hohen ISO-Bereichen ist viel zu stark. Je höher die nutzbare ISO-Empfindlichkeit, desto besser. Gerade kleinere Konzerte werden mit spärlichem Licht ausgestattet, sodass jede weitere ISO-Stufe hilft.
Zudem muss der Autofokus auch unter schlechten Lichtbedingungen schnell arbeiten. Oft hilft es, nur den mittleren AF-Sensor zu wählen, da dieser in der Regel empfindlicher ist als die Randsensoren. In diesem Falle sollte man im One-Shot-Modus arbeiten. Eine Einstellung wie „AI Servo“ ist dagegen nur dann interessant, wenn der Autofokus-Start und -Stopp vom Auslöser auf eine andere Taste gelegt werden kann, um ihn im Ernstfall sofort zu deaktivieren.
Das richtige Objektiv für Konzert-Aufnahmen
Welches Objektiv bei Konzert-Aufnahmen? Erste Wahl sind natürlich lichtstarke Festbrennweiten. Objektive mit Lichtstarken von f2,0 meistern souverän die schwierigen Lichtverhältnisse. Durch die große Blende gelangt so viel Licht wie möglich auf den Sensor – unter schwierigen Lichtverhältnissen ein Muss.
Außerdem bewegen sich die Akteure auf der Bühne oft so schnell, dass Verschlusszeiten von mindestens 1/200 Sekunde oder kürzer notwendig sind, um die Bewegungen scharf einzufrieren. Brennweiten von 24, 50, 85 und 200 Millimeter sind eine gute Wahl für den Anfang, zumal es in diesen Bereichen noch bezahlbare Festbrennweiten-Objektive mit hoher Lichtstärke gibt.
Aber auch lichtstarke Zoomobjektive sind gut geeignet. Auf vielen Konzerten bleibt einfach keine Zeit für Objektivwechsel. Wenn man nah an der Bühne ist, reicht beispielweise ein 2,8/24-70 mm (Vollformat). Ist die Entfernung zu den Künstlern größer, ist ein Telezoom mit einer 2,8 Blende optimal. Und auf jeden Fall eine Gegenlichtblende benutzen, weil das Licht quasi von überall kommen kann.
Wichtig ist auch ein schneller Autofokus: Moderne Ultraschallantriebe sind für ein schnelles und präzises Scharfstellen super geeignet. Preiswerte Festbrennweiten oder Zooms nutzen dagegen meist konventionelle Fokusmotoren, welche die schnellen Bewegungen auf der Bühne nicht verfolgen können – besonders nicht bei schlechten Lichtverhältnissen. Auch hier ist eine Lichtstärke des Objektivs von mindestens f2,8 empfehlenswert, damit der Autofokus der Kamera mit Kreuzsensoren oder besserer Einstellempfindlichkeit arbeitet.
Gute Zoom-Objektive haben eine Blende von f/2,8, Festbrennweiten dagegen f/1,4 oder f/1,8. Für den Einstieg mit einem begrenzten Budget empfehle ich einen 50mm f/1.8 zu kaufen. Preis-Leistung ist unschlagbar gut und somit ein No-Brainer für die Konzertfotografie.
Konzertfotografie Einstellungen - schnelle Verschlusszeit
Warst du jemals auf einem Konzert, bei dem der Künstler hyperaktiv von einer Seite der Bühne zur anderen sprang? Um diese Bewegungen einzufrieren, ist eine kurze Verschlusszeit absolut notwendig. Ich verwende je nach Lichtsituation eine Verschlusszeit von mindestens 1/200. Zur Not die ISO maximal ausnutzen und die Priorität auf die Verschlusszeit setzen. Denn lieber habe ich ein verrauschtes Foto als ein unscharfes!
Konzertfotografie Einstellungen - ISO Werte
ISO bzw. Filmempfindlichkeit bezieht sich auf die Empfindlichkeit eines analogen Films. Im Zeitalter der Digitalfotografie wird der Begriff für die Empfindlichkeit des digitalen Sensors verwendet. Je höher also die ISO-Einstellung, desto weniger Licht wird für eine korrekte Belichtung benötigt. Nachteil ist aber, dass je höher der ISO-Wert, desto mehr Rauschen tritt auf. Abhängig von der Fähigkeit der Kamera ist ein guter Ausgangspunkt für die ISO eine Einstellung von 1600.
Konzertfotografie Einstellungen - Blitzlicht
Blitzen ist absolutes Tabu auf Konzerten! Typischer Anfängerfehler: Man nutzt den vollautomatischen Modus der Kamera vor der Bühne und…BAM! Das kleine Blitzmonster auf der Kamera wirft das hässlichste Licht auf das Gesicht der Sängerin. Von der coolen Stimmung bleibt so nichts übrig! Das ist aber nicht der einzige Grund. Es ist schlichtweg nicht erlaubt. Stell Dir vor, dass zehn Fotografen gleichzeitig ihre Blitze zünden. Für den Künstler auf der Bühne wäre das sehr störend.
Bildstabilisator bei Konzert-Aufnahmen
Ein Bildstabilisator – egal ob ins Objektiv integriert oder auf Basis einer Bildsensorverschiebung – hilft in der Konzertfotografie nur bedingt. Zwar beugt er der Verwacklungsgefahr durch die Fotografenhand vor, doch hilft ein Bildstabilisator nicht, bewegte Objekte zu stabilisieren. Kann man mit ihm Belichtungszeiten von 1/8 Sekunde aus der Hand ruhig halten, ist das zwar beeindruckend, doch bei über die Bühne fegenden Sängern und Gitarristen nicht hilfreich! Wenn ein Bildstabilisator genutzt wird, haben die Stabilisatorsysteme in den Objektiven einen entscheidenden Vorteil: Sie stabilisieren auch den Autofokus! Wenn das Bild zittert, ist es bei der Konzertfotografie schnell passiert, dass statt des Mundes oder der Augen das Mikrofonkabel oder die Ohren scharf gestellt werden. Zittert der AF nicht, verliert man in der Hektik den relevanten Fokuspunkt nicht.
Konzertfotografie Einstellungen - Belichtungsmessung bei Konzerten
In der Konzertfotografie wechseln die Lichtverhältnisse dramatisch – mal fällt das Licht von vorn, mal entsteht Gegenlicht oder ein soeben noch gleißend weißes Licht wechselt in ein dunkles Rot. Dann bleibt keine Zeit für umständliche Messungen. Eigentlich gibt es nur zwei Lösungen: Zum einen der Einsatz der Mehrfeldmessung, die fast immer gute bis brauchbare Ergebnisse liefert. Zum anderen die Spotmessung. Sie macht aber nur Sinn, wenn sie sich mit dem AF-Messpunkt koppeln lässt und Belichtung und Fokus kombiniert.
Zusammen mit einer leichten Plus-Korrektur der Belichtung (Überbelichtung) kommt man zu sehr präzisen Ergebnissen. Dennoch ist in der Hektik oder bei Gegenlichtsituationen die Mehrfeldmessung meist die bessere Wahl.
Konzertfotografie Einstellungen - Weißabgleich bei Konzerten
Bei Konzerten kommt fast immer Halogenlicht mit halbwegs monochromen Farbfolien zum Einsatz. In letzter Zeit häufen sich auch mit LEDs arbeitende Lampen. Die Farbstiche auszufiltern macht keinen Sinn, da ja gerade sie in dieser Lichtsituation die Stimmung erzeugt. Daher sollte man entweder den automatischen Weißabgleich oder eine manuelle, feste Einstellung wählen. Kunstlicht-Einstellungen wirken der warmen Lichtstimmung entgegen und sind daher keine gute Wahl.
Konzertfotografie Einstellungen - JPEG oder RAW
Keine Frage – um das RAW-Format kommt man bei der Konzertfotografie nicht vorbei. Denn durch die Bearbeitungsmöglichkeiten des RAW-Formats ist man noch in der Lage, die Belichtung und den Weißabgleich im Nachgang noch zu beeinflussen. Auch lassen sich aus über- oder unterbelichteten Bereichen noch Details rausholen.
Die Musik kennen!
Es ist wichtig, die Musik gut zu kennen, denn nur so lassen sich Höhepunkte und bestimmte Showeinlagen vorhersehen. Es macht durchaus Sinn, sich manche Konzerte an zwei verschiedenen Orten hintereinander anzuschauen – denn viele Showeffekte wiederholen sich. Beim zweiten Anschauen sind die besten Showeinlagen dann nicht mehr überraschend und man kann sich darauf – zum Beispiel durch die richtige Objektivwahl und den richtigen Standpunkt vorbereiten.
Die richtigen Konzerte fotografien
Bei großen Popstars hat man fast keine Chance, von einem vernünftigen Standpunkt aus Fotos zu machen. Ohne Akkreditierung kommt man bei den meisten Veranstaltungen mit professionellem Equipment sowieso nicht rein – für den Amateur ist das also eine nahezu unüberwindliche Hürde.
Daher sind die Auftritte lokaler Bands und Sänger*innen die bessere Lösung: Auch hier gibt es gute Stimmung, man kommt mit dem Equipment rein, und die Band ist vielleicht sogar für gute Bilder dankbar. Auf jeden Fall bieten sie das richtige Umfeld zum Üben.
Details suchen!
Nicht nur den Sänger fotografieren! Oft ergeben sich auch interessante Motive am Rande: die abgestellte Gitarre, der Verstärkerturm, die Effektgeräte am Bühnenboden – all das sind Motive, die die Atmosphäre unterstützen. Also Augen auf!
Ungewöhnliche Ansichten wählen!
Nicht nur immer den Sänger von vorn Fotografieren. Häufig erreicht man durch einen Wechsel des Standpunktes interessante neue Ansichten. Auch aus der Froschperspektive mit Weitwinkeloptik ergeben sich dramatische Sichtweisen. Zum Beispiel kann damit die Weite des Raumes oder der Bühne betont werden.
Konzertfotografie fordert den Fotografen und stellt hohe Anforderungen an das Equipment. Die ersten Versuche werden vielleicht nicht die erhofften Bilder bringen. Aber nur Geduld – denn gute Konzertfotos entschädigen dann durch tolle Bildstimmungen. Ein Versuch lohnt sich auf jeden Fall…
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