In sieben Tagen habe ich eine Schwarzmeer Tour (Karadeniz Turu) voller Geschichte, Naturwunder und persönlicher Entdeckungen erlebt. Vom historischen Samsun bis in die georgische Stadt Batumi. Jeder Tag dieser Reise war voll mit einzigartigen Fotomotiven und tollen Erlebnissen.
Tag 1 – Ankunft in Samsun: Auf den Spuren der Geschichte

Karadeniz Turu – Gleich nach meiner Ankunft in Samsun spüre ich die Bedeutung dieses Ortes. Hier in Samsun begann 1919 die türkische Unabhängigkeitsbewegung. Und ein Wahrzeichen davon ist das Schiff Bandırma Vapuru (Schiffsmuseum). Am Hafen liegt ein imposantes Schiff mit markanter Bugform, das aussieht, als käme es direkt aus dem 19. Jahrhundert. Beim Näherkommen wird klar: Es handelt sich um eine originalgetreue Replik der SS Bandırma, des Dampfers, der Mustafa Kemal Atatürk 1919 nach Samsun brachte.
An Bord staune ich über die liebevoll gestalteten Ausstellungen. Wachsfiguren von Atatürk und seiner Crew lassen die Geschichte lebendig werden. In den Kajüten hängen historische Fotos und Zitate Atatürks. Ich genieße die Stimmung und lasse den ersten Tag meiner Schwarzmeer Tour mit einem türkischen Tee am Platz ausklingen. Was für ein gelungener Start ins Abenteuer!
Tag 2 – Sinop & Umgebung: Wo Wald und Meer sich umarmen
Hamsilos-Bucht (Hamsilos Koyu)

Am zweiten Tag der Karadeniz Turu geht es weiter Richtung Westen, und die Landschaft wird immer grüner. Unser Ziel ist Sinop, die nördlichste Stadt der Türkei, und ihre Umgebung. Mein erstes großes Highlight an diesem Tag ist die Hamsilos-Bucht (Hamsilos Koyu), eine malerische Bucht in einem Naturpark unweit von Sinop. Die Einheimischen nennen Hamsilos scherzhaft den einzigen Fjord der Türkei. Tatsächlich schneidet die Bucht wie ein verwundener Arm ins Land. Dichter Wald reicht hier bis ans Wasser, und ich fühle mich fast wie in Skandinavien. In der stillen Bucht spiegelt sich das Grün der Bäume im klaren Wasser. Hast du schon einmal an einem Ort gestanden, wo Wald und Meer förmlich ineinander übergehen? Hier kannst du das erleben.
Sinop İnceburun (Kap İnceburun)

Weiter geht’s zum Sinop İnceburun (Kap İnceburun), dem nördlichsten Punkt der Türkei. Die Fahrt dorthin ist bereits ein kleines Abenteuer: Eine schmale Straße führt durch Dörfer und dichten Wald. Schließlich taucht er vor mir auf – der weiß getünchte Leuchtturm von İnceburun, der seit 1863 tapfer dem Wind trotzt. Mit seinen 12 Metern Höhe ist er zwar kein Riese, aber seine Lage ist spektakulär: Er steht auf schroffen Klippen hoch über den Wellen des Schwarzen Meeres. Ich lehne mich an das alte Gemäuer des Leuchtturmwärterhäuschens und blicke nach Norden – von hier bis zur Ukraine gibt es nichts als Wasser. Die Gischt sprüht hoch, wenn die Wellen gegen die Felsen schlagen. Auf einem Schild lese ich “Türkiye’nin en kuzey noktası” – der nördlichste Punkt der Türkei. Die Aussicht ist atemberaubend.
Tag 3 – Ordu & Giresun: Luftige Höhen und blaue Wunder
Boztepe-Hügel (Boztepe Teleferik)

Früh am nächsten Morgen brechen wir Richtung Südosten auf. Die Straße windet sich entlang der Küste und führt uns schließlich nach Ordu, einer bezaubernden Stadt am Meer. Ordu hat etwas, das kein Fotografie-Liebhaber verpassen darf: die Seilbahn auf den Boztepe-Hügel (Boztepe Teleferik). Kaum in Ordu angekommen, schweben wir auch schon in einer Gondel hinauf auf Boztepe. Der Hausberg der Stadt thront etwa 450 Meter über dem Meer. Die Fahrt dauert nur ein paar Minuten – doch jede Sekunde lohnt sich, denn unter uns breitet sich ein Panorama aus, das einem den Atem raubt.
Oben angekommen, genieße ich den „Luftaufnahme“-Blick: Die Küstenlinie von Ordu wirkt wie gemalt. Ich spüre ein Gefühl von Freiheit – vielleicht kennst du das, wenn man hoch oben steht und die Welt zu Füßen liegt. Auf Boztepe gibt es mehrere Aussichtsplattformen und gemütliche Teegärten. Bei einem Glas frisch aufgebrühtem türkischen Tee lasse ich die Szene auf mich wirken.
Kümbet Yaylası (Kümbet-Plateau)

Der Tag ist aber noch lange nicht zu Ende: Mit dem Bus fahren wir weiter ins Hinterland, hinein in die Provinz Giresun. Unser Ziel: die Kümbet Yaylası (Kümbet-Plateau), ein Hochland auf etwa 1.640 Metern Höhe. Je höher wir kommen, desto frischer wird die Luft. Plötzlich hat man das Gefühl, in der Schweiz statt in der Türkei zu sein: Sanfte grüne Hügel, auf denen Kühe grasen, Holzhäuschen mit Rauch aus dem Kamin und überall Wildblumen. Die Kümbet Yaylası ist tatsächlich berühmt für ihre bunten Almwiesen. Im Juli blühen hier sogar endemische Lilienarten, sodass ganze Hänge in Farbe getaucht sind.
Karadeniz Turu Insider-Tipp: Unterschätze nicht die Temperatur auf der Yayla – selbst im Frhling kann es hier oben kühl werden, also eine leichte Jacke nicht vergessen.
Kuzalan Tabiat Parkı (Kuzalan-Naturpark)
Unser nächstes Ziel in der Karadeniz Turu ist ein weiteres Naturwunder Giresuns: Kuzalan Tabiat Parkı (Kuzalan-Naturpark) nahe dem Ort Dereli. Dieses Gebiet ist ein wahrer Geheimtipp für Naturliebhaber, denn hier befinden sich sowohl der Kuzalan Wasserfall als auch die Göksu Travertenleri, ein kleinerer Ableger von Pamukkale. Zuerst wandere ich zum Kuzalan-Wasserfall, der tosend über mehrere Stufen in die Tiefe stürzt. Ein breiter weißer Wasserstrahl schießt etwa 20 Meter einen moosbewachsenen Felsen hinunter in ein natürliches Becken.

Nur eine kurze Fahrt entfernt liegt das Blaue Auge Giresuns, die travertinartigen Sinterterrassen der Göksu-Travertine. Mehrere beckenartige kleine Seen leuchten in türkisblauer Farbe, eingerahmt von weißen Kalkterrassen. Das Quellwasser hat einen hohen Soda- und Kalkgehalt, wodurch es insbesondere im Sommer intensiv türkis schimmert. Es wirkt, als hätte jemand Miniatur-Versionen der berühmten Pamukkale-Terrassen in diesen Wald gezaubert. Ich ziehe meine Schuhe aus und tauche die Füße in das kühle Wasser – herrlich erfrischend! Einheimische sagen, das Wasser sei gut für die Haut.
Tag 4 – Karadeniz Turu: Trabzon
Hagia Sophia Trabzon (Ayasofya Müzesi Trabzon)
Der vierte Tag führt uns in die geschichtsträchtige Stadt Trabzon, das Zentrum der östlichen Schwarzmeerregion. Als historischer Handelsposten der Seidenstraße und ehemalige Hauptstadt des Kaiserreichs Trapezunt ist Trabzon voller Überraschungen. Unser erstes Ziel in der Stadt ist die Hagia Sophia Trabzon (Ayasofya Müzesi Trabzon) – eine kleinere Namensvetterin der berühmten Hagia Sophia in Istanbul. Schon von außen beeindruckt mich die Mischung aus byzantinischer und georgischer Architektur: die Sandsteinmauern, die feinen Bögen und der freistehende Glockenturm.
Wusstest du, dass diese Hagia Sophia unter Kaiser Manuel Komnenos im 13. Jh. erbaut wurde und zu den bedeutendsten byzantinischen Bauwerken der Region zählt? Für einige Jahrzehnte war sie sogar eine Moschee, heute fungiert sie als Museum und Moschee zugleich. Draußen umgibt das Gebäude ein gepflegter Garten. Von hier hat man außerdem einen tollen Blick aufs Meer, denn die Hagia Sophia liegt unweit der Küste. Trabzons Hagia Sophia ist auch eine beliebte Kulisse für Fotos.
Sümela-Kloster (Sümela Manastırı)

Anschließend verlassen wir die Stadt und fahren ins Maçka-Tal, wo ein wahrhaft spektakuläres Ziel auf uns wartet: das Sümela-Kloster (Sümela Manastırı). Bereits die Fahrt durch das immer enger werdende Altındere-Tal ist eindrucksvoll. Plötzlich erspähe ich es: hoch oben, förmlich anklebend an einer steilen Felswand, schimmert etwas Helles durch die Bäume. Das ist das berühmte Sümela-Kloster!
Ich bekomme eine Gänsehaut, als ich mir vorstelle, wie Mönche diesen Ort vor über 1600 Jahren ausgesucht haben. Der Legende nach bereits im 4. Jahrhundert gegründet und später von Kaisern des Trapezunt reich beschenkt. Um hinaufzukommen, müssen wir den letzten Abschnitt zu Fuß gehen. Schließlich stehe ich vor der Klosteranlage, die sich wie ein Adlernest 300 Meter über dem Talboden an den Felsen schmiegt.
Durch ein Tor gelange ich in den Innenhof des Klosters und bin überwältigt: Direkt über mir ragt die gewaltige Felswand, in die Teile des Klosters hineingebaut sind. Vor mir der Eingang zur Felsenkirche, deren Außenwände voller farbenfroher Fresken sind. Innen sehe ich dann die berühmten Wandmalereien – Szenen von Jesus, Maria und den Evangelisten, teilweise im Laufe der Zeit beschädigt, aber immer noch beeindruckend. Es ist fast surreal: in diesem halboffenen „Raum“ auf einem Felsvorsprung zu stehen, mit Blick auf dicht bewaldete Berghänge.
Wie haben die Menschen all das Baumaterial hier hinaufgeschafft? Diese Frage schießt mir dauernd durch den Kopf. Die Anlage besteht aus mehreren Stockwerken mit Mönchszellen, einer Bibliothek und einer Quelle, die als heilig galt. Ich erfahre von unserem Guide, dass Sümela jahrzehntelang verlassen war (nach 1923) und erst in den letzten Jahren aufwändig restauriert wurde. 2019 wurde es wieder für Besucher eröffnet, nachdem man sogar lose Felsbrocken über dem Kloster per Kletterer und Sprengung entfernt hatte, um die Sicherheit zu gewährleisten. Beim Erkunden der schmalen Treppen und Balkone fühle ich mich in der Zeit zurückversetzt.
Messer von Sürmene
Wieder zurück in Trabzon machen wir einen Stopp: Sürmene Bıçakları – die berühmten Messer von Sürmene. Sürmene ist ein Städtchen etwa 40 km östlich von Trabzon, landesweit bekannt für seine handgefertigten Messer. Schon im Osmanischen Reich und teils bis in byzantinische Zeiten zurück soll hier die Schmiedekunst blühen. Wir halten an einem traditionellen Messerladen direkt an der Straße. Die Auswahl ist riesig: vom filigranen Taschenmesser bis zum stattlichen Küchenmesser, alles mit kunstvollen Griffen aus Horn oder Holz und Scheiden mit Silberverzierungen.

Der Ladenbesitzer strahlt, als er uns seine Werkstücke zeigt. Er erzählt stolz: “Unsere Sürmene-Messer werden von erfahrenen Meistern in Handarbeit gefertigt. Qualität steht über allem.” Und tatsächlich – man spürt die perfekte Balance, wenn man so ein Messer in der Hand hält. Natürlich habe ich mir ein kleines Taschenmesser als Souvenir gekauft. Und rate jedem, der das tut: nicht ins Handgepäck beim Rückflug, sonst gibt’s Probleme am Flughafen! Mit Sürmene-Messern im Gepäck und viel neuem Wissen über diese Handwerkskunst endet der Tag.
Tag 5 – Uzungöl und Of: Postkartenidylle & Teegenuss im Grünen
Karadeniz Turu: Uzungöl (Langsee)
Heute heißt es früh aufstehen, denn ein echtes Postkartenmotiv wartet: Uzungöl (Langsee) in den Bergen Trabzons. Die Fahrt schlängelt sich von der Küste weg ins Landesinnere, durch das Tal des Flusses Solaklı. Nach jeder Kurve steigen wir höher, und die Wälder werden dichter. Und plötzlich öffnet sich das Tal und vor mir liegt Uzungöl, ein langgestreckter Bergsee umringt von steilen Berghängen. Die Szenerie wirkt wie aus den Alpen, aber mit zwei hohen Minaretten am Ufer, die zur Moschee im Dorf gehören.

Ich spaziere die Uferpromenade entlang. Links glitzert der See, rechts reihen sich Holzhäuser, Pensionen und kleine Lokale aneinander. Es gibt einen kleinen Pfad, der auf einen Hügel führt, von wo aus man die klassische Panorama-Sicht auf Uzungöl hat – genau das Motiv, das man von unzähligen Postkarten kennt. Ich wandere hinauf und werde nicht enttäuscht: Der smaragdgrüne See mit der Moschee und den dunklen Tannenwäldern– einfach traumhaft.
Dem Çay in Of
Der nächste Halt ist dem Lieblingsgetränk der Türken gewidmet: Tee! Genauer gesagt besuchen wir in der Ortschaft Of (ja, der Ort heißt wirklich so) eine Teefabrik namens Of Çay – Dem Çay. Trabzon und vor allem die benachbarte Provinz Rize sind bekannt als Teemetropole der Türkei. Überall an den Berghängen sieht man leuchtend grüne Teesträucher. In Of angekommen, rieche ich schon bei der Fabrik einen angenehm herben Duft nach frischem Tee. Wir bekommen eine kleine Führung: Vom Eintrocknen der frisch gepflückten Teeblätter über das Rollen bis zur Fermentation und Trocknung. Dem Çay gehört zu den größten Teeproduzenten der Region, erfahren wir.
Wusstest du, dass die Türken ihren Tee oft doppelt aufbrühen? Unten das kochende Wasser, oben konzentrierter Tee – so kann jeder die Stärke selbst mischen. Natürlich kaufe ich im Werksverkauf noch ein paar Päckchen Tee!
Karadeniz Turu: Tar Deresi Bulut Şelalesi
Wir setzen unsere Karadeniz Turu Route fort, und zwar nach Rize hinein, die Provinz östlich von Trabzon. Dort wartet ein Naturerlebnis, das selbst in dieser an Wasserfällen reichen Region hervorsticht: die Tar Deresi Bulut Şelalesi. Übersetzt etwa Wolken-Wasserfall am Tar-Bach. Wir fahren ins wildromantische Fırtına-Tal, biegen aber vorher Richtung Ayder ab. Nach einer Weile geht es nur noch zu Fuß weiter: Ein Schild weist uns auf einen Pfad, 2 Kilometer Wanderung liegen vor uns. Der Weg schlängelt sich durch märchenhaften Bergwald, begleitet vom Rauschen des Tar-Baches. Dann, unvermittelt, öffnet sich der Wald und ich bleibe staunend stehen: Vor uns fällt ein schmaler, aber extrem hoher Wasserfall in mehreren Stufen über die Felsen – der Bulut-Wasserfall. Über 250 Meter stürzt hier das Wasser in die Tiefe, und weil er so hoch ist, zerstäubt es in der Luft und wirkt tatsächlich wie eine Wolke, die vom Himmel fällt. Daher der Name “Bulut” (Wolke).

Damit endet Tag 5 voll gepackt mit Eindrücken: vom stillen See zum tosenden Wasserfall – die Schwarzmeer Tour zeigt sich in all ihren Facetten.
Tag 6 – Karadeniz Turu: Rize und das Fırtına-Tal
Der sechste Tag steht ganz im Zeichen der dramatischen Landschaften des Fırtına-Tals in Rize. Dieses Tal, dessen Name übersetzt “Sturmfluss” bedeutet, zählt zu den schönsten Tälern der Türkei. Am Morgen machen wir uns auf, um einige der versteckten Schätze entlang des Fırtına Deresi (Sturmfluss) zu erkunden. Zuerst stoßen wir auf historische Zeugen vergangener Tage: die Ottomanischen Steinbrücken, die das wilde Wasser seit Jahrhunderten überspannen. Besonders beeindruckend sind zwei davon: die Kale Köprüsü (Hala-Brücke) und die Şenyuva Köprüsü (Dorfbrücke von Şenyuva). Beide sind elegante, einbogige Steinbrücken aus osmanischer Zeit (18. Jahrhundert) und wirken, als hätten sie sich der Natur perfekt angepasst. Mit einem kühnen Bogen spannen sie sich hoch über den rauschenden Fluss.

Wir halten an der Şenyuva-Brücke, die mit 40 Meter Länge die größte in der Region ist. Die Aussicht von der Mitte der Brücke ist filmreif – unter mir schießt der türkisfarbene Fluss durch ein Meer aus grünen Bäumen, und im Hintergrund erheben sich hohe Berge.
Karadeniz Turu: Zilkale (Glockenburg)
Nicht weit entfernt wartet hoch über dem Tal das nächste Highlight: Zilkale (Glockenburg). Eine kurze, kurvige Auffahrt später sehen wir sie bereits: eine mittelalterliche Burgruine, die auf einem Felssporn thront. Zil bedeutet Glocke, warum genau dieser Name ist unklar, aber eine Legende besagt, hier habe stets eine Glocke geläutet, wenn Feinde nahten. Zilkale wurde im 14./15. Jahrhundert erbaut und bewachte einst die wichtige Handelsroute durch das Tal. Wir steigen die letzten Meter zu Fuß hinauf – ein bisschen Kondition ist gefragt, aber dann stehen wir vor den mächtigen Mauern. Die Burg besteht aus mehreren Höfen und einem eindrucksvollen Hauptturm. Von oben bietet sich ein Ausblick, der mich staunen lässt: Tief unten windet sich der Fırtına-Fluss, die umliegenden Berge sind von Wäldern bedeckt. Wir sind hier ca. 1130 m über dem Meer und etwa 370 m oberhalb des Flusstals.
Palovit-Wasserfall (Palovit Şelalesi)
Zurück im Tal erreichen nach kurzer Fahrt den Palovit-Wasserfall (Palovit Şelalesi). Ein kurzer Pfad führt uns in einen dichten Wald, und plötzlich stehen wir an einer Aussichtsplattform gegenüber dem Wasserfall. Der Palovit Şelalesi ist etwa 15 Meter hoch, aber was ihm an Höhe fehlt, macht er an Wassermenge wett. Aus einer engen Felsschlucht schießt das Wasser mit solch einer Wucht heraus, dass es unten in einem weiß schäumenden Becken explodiert. Der Wasserfall ist einer der wasserreichsten in Rize und fließt sogar im Sommer, nach heftigen Regen, noch kraftvoll.
Huser Yaylası (Huser-Plateau)

Am späten Nachmittag steht dann ein absolutes Highlight an, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes hoch oben: Huser Yaylası (Huser-Plateau). Diese Hochebene oberhalb von Ayder hat sich in den letzten Jahren zum Social-Media-Star entwickelt – vor allem wegen der phänomenalen Sonnenuntergänge über dem “Wolkenmeer”.
Also wechseln wir in Ayder in Geländefahrzeuge (die Strecke hoch ist sehr holprig, man braucht Allrad und erfahrene Fahrer). In Serpentinen gehen wir die Berge hinauf, die Ausblicke werden mit jeder Minute spektakulärer. Als wir Huser Yaylası auf etwa 2400 m Höhe erreichen, bin ich begeistert: Vor uns breitet sich ein Plateau aus, übersät mit wildem Gras und ein paar einfachen Berghütten, dahinter geht es steil bergab.
Und ja, da steht sie auch: die berühmte Schaukel von Huser. Eine überdimensionale Holzschaukel, an einem Gerüst direkt am Abgrund befestigt. Tag 6 war voller Kraft und Schönheit – von alten Brücken über raue Wasserfälle bis hinauf zu den in den Himmel.
Tag 7 – Batumi (Georgien): Stadtzauber mit modernem Twist
Heute steht ein besonderer Programmpunkt an: Ein Abstecher ins Ausland! Die georgische Grenze ist nur einen Katzensprung entfernt. Also nutzen wir die Gelegenheit, der Schwarzmeerküste folgend ins benachbarte Batumi zu fahren. Nach einer problemlosen Grenzüberquerung. Batumi empfängt uns mit einem Mix aus subtropischem Flair, moderner Architektur und kaukasischer Kultur.
Piazza von Batumi
Unser erster Erkundungspunkt ist das historische Zentrum, genauer die Piazza von Batumi. Die Piazza ist ein wunderschöner Platz im italienischen Stil, mit einem Mosaikboden, der bunt glänzt, umrahmt von Gebäuden, die an venezianische Palazzi erinnern. Cafés und Restaurants laden zum Verweilen ein. Danach spazieren wir Richtung Uferpromenade, zum sogenannten Miracle Park. Hier erhebt sich eines der Wahrzeichen Batumis in den Himmel: der Alphabet-Turm (Alphabetic Tower). Dieses 130 Meter hohe, turmartige Bauwerk ist wirklich außergewöhnlich: Es sieht aus wie eine doppelte Helix – die Form erinnert an eine DNA-Struktur – und daran entlang winden sich riesige Schriftzeichen. Tatsächlich sind es die 33 Buchstaben des georgischen Alphabets, jeder etwa 4 Meter hoch, die in die Konstruktion integriert sind. Der Turm symbolisiert die Einzigartigkeit der georgischen Sprache und Schrift. Ich finde es genial, wie hier Sprache, Kultur und modernes Design verschmelzen. Mit einem Fahrstuhl kann man übrigens hochfahren, wo es eine Aussichtsplattform gibt.
Ali-&-Nino-Statue

Wir flanieren die Promenade entlang, Menschen fahren auf Fahrrädern und E-Scootern vorbei. Plötzlich stehen wir vor ihnen – zwei großen, silbernen Figuren aus Metall, direkt an der Uferpromenade: Die Ali-&-Nino-Statue. Zwei menschliche Silhouetten, etwa 8 Meter hoch, stehen einander gegenüber. Es sind ein Mann und eine Frau – Ali und Nino, bekannt aus einem georgisch-aserbaidschanischen Liebesroman. Was das Besondere ist: Die Figuren bewegen sich! Langsam, fast unmerklich, nähern sie sich einander an – alle 10 Minuten passiert es. Die Metallsegmente, aus denen die Figuren bestehen, gleiten durch einen Mechanismus so, dass Ali und Nino sich erst küssen und dann ineinander verschmelzen, um sich schließlich auf der anderen Seite zu durchdringen und wieder zu trennen. So poetisch und traurig schön, denn im Roman finden Ali (ein muslimischer Junge) und Nino (eine christliche georgische Prinzessin) wegen der Widrigkeiten der Geschichte nicht dauerhaft zueinander. Die Statue symbolisiert genau das: ein tägliches Zusammenfinden und Auseinandergehen.
Beim Rückweg zum Hotel in Trabzon stelle ich fest, wie reich diese Woche gewesen ist. Sieben Tage, zwei Länder, unzählige Eindrücke. Und morgen geht es schon zurück nach Hause.
Fazit – Eine unvergessliche Schwarzmeer-Reise voller Vielfalt
Meine Karadeniz Turu – Schwarzmeer Tour war in jeder Hinsicht toll. In nur einer Woche habe ich mehr erlebt, als manch einer in einem Monat schafft: Historische Schätze, atemberaubende Natur und herzliche Begegnungen. Vom ersten Schritt in Samsun, wo die Geschichte Atatürks spürbar war, über die grünen Buchten und Kaps von Sinop, den Vogelperspektiven-Ausblick in Ordu, die alpinen Hochweiden von Giresun bis hin zu den mystischen Klöstern und lebhaften Städten Trabzons und schließlich dem modernen Charme Batumis. Jeder Tag bot ein neues Kapitel dieser abwechslungsreichen Region.Die Schwarzmeerregion hat eine Wärme und Ursprünglichkeit, die mich tief berührt hat.
Für Fotografie-Begeisterte ist diese Tour ein wahrgewordener Traum – jedes Motiv findet sich: von Menschen und Kultur über Architektur bis hin zu grandiosen Landschaften. Mich hat diese Reise definitiv bereichert. In Gedanken höre ich immer noch das Donnern der Wasserfälle, schmecke den Tee auf der Zunge und sehe die Sonne über den Wolken versinken. Ich sage Sağ olun (Danke) an alle, die ich unterwegs treffen durfte, und Auf Wiedersehen.
Ich habe diese Schwarzmeer Tour als Gruppenreise mit Aktur Reisen aus München unternommen – und kann sie wärmstens weiterempfehlen. Die Organisation war hervorragend, die Route liebevoll ausgewählt, und mit nur 14 Teilnehmern war die Gruppe angenehm klein und familiär. Wer Interesse an einer ähnlichen Reise hat oder Fragen zur Tour stellen möchte, kann sich gerne bei mir melden – am besten über meinen Instagram-Account: https://www.instagram.com/pixel78.de